Der rund 2000km nördlich von Neuseeland liegende Inselstaat Fidschi besteht aus 332 Inseln, wovon nur rund ein Drittel bewohnt ist. Knapp 60% der Bevölkerung sind ursprüngliche Fidschianer (vorherrschend Melanesier mit polynesischem Einschlag) und etwas weniger als 40% sind indischstämmig (die Inder wurden Ende des 19. Jahrhunderts von den Engländern nach Fidschi gebracht, um Zuckerrohr zu kultivieren). Ende des 20., anfangs des 21. Jahrhunderts gab es immer wieder Konflikte zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen, wobei die indischstämmige Minderheit ökonomisch zwar dominierend war, politisch jedoch unterdrückt wurde. Mittlerweile haben sich die Konflikte grösstenteils gelegt und sind für Besucher des Landes nicht mehr spürbar. Im Gegenteil, die Fidschianer gehören sogar zu den herzlichsten und fröhlichsten Menschen, die ich je erlebt habe. Das omnipräsente „Bula!“, welches übersetzt „Leben“ bedeutet und vor allem als Grussformel eingesetzt wird, wird immer sehr laut und euphorisch ausgerufen, egal in welcher Situation man Fidschianern begegnet. Anfänglich kriegt man den Eindruck, das Ganze sei etwas aufgesetzt, merkt aber mit der Zeit, dass es authentisch ist und dazu dient, die unglaubliche Lebensfreude der Fidschianer zum Ausdruck zu bringen. Sehr schön ist auch die Tradition, Gäste mit Gesang willkommen zu heissen bzw. sie bei ihrer Abreise wieder zu verabschieden. Sinngemäss ist der Willkommens-Song „Bula Maleya“ ein sehr fröhlicher Song, während der Abschieds-Song „Isa Lei“ sehr traurig ist und die Abschiede jeweils besonders emotional und schwer macht:

Bula Maleya (Willkommens-Song)

Isa Lei (Abschiedslied)

Diese Lieder werden jeweils mehrstimmig im Chor vorgetragen. Jeder Fidschianer scheint seine Rolle im Chor genau zu kennen, egal wie die Gesangstruppe gerade zusammengesetzt ist. Jeder, der gerade in der Nähe ist, lässt mal eben alles stehen und liegen und gesellt sich dazu, um mitzumachen. Jedes Mal ein riesen Erlebnis!

Soft Coral Capital of the World

Jean-Michel Cousteau, der älteste Sohn des legendären Jacques Cousteau und selber Meeresforscher und Filmemacher nannte Fidschi bei seinem ersten Besuch die „Soft Coral Capital of the World“ (Weichkorallen Hauptstadt der Welt). Und dies nicht zu unrecht, denn die Fülle an Weichkorallen und deren Farben sind schlichtweg atemberaubend. Von denjenigen Gebieten, die ich in Fidschi betauchen durfte, stach bzgl. Weichkorallen vor allem das Rainbow Reef hervor. Ein Riffsystem, welches in der Somosomo Strait zwischen den beiden Inseln Vanua Levu und Taveuni liegt. Damit Weichkorallen in ihrer vollen Pracht erscheinen, braucht es Strömung und davon hatte es während meinen Tauchgängen leider nie genug. Sprich die Korallen waren nur teils „offen“, während andere Teile zusammengezogen waren. Betrachtet man die folgenden Bilder, könnte man dies zwar nicht meinen, kann sich aber dennoch direkt vorstellen, wie das Riff mit nochmals 30-50% mehr Masse an Weichkorallen aussehen könnte:

Rainbow Reef

Nebst der Fülle an Weich- und Hartkorallen sind die Riffe in Fidschi auch unglaublich belebt mit allen Arten von kleinen Rifffischen. Für das „Grundrauschen“ sind die Fahnenbarsche (Anthiase) verantwortlich. Das sind die ganzen kleinen, orange und rosa farbenen Fische. Abgerundet wird das visuelle Spektakel durch die oft gute Sicht und das klare, blaue Wasser.

Rainbow Reef

Nicht nur am Rainbow Reef gab es viele Weichkorallen, sondern auch an allen anderen Tauchplätzen, die ich betauchen durfte, wie etwa hier in der Beqa Lagoon. Für mich ist nach dieser Erfahrung klar, dass ich nicht das letzte Mal in Fidschi war.

Riffszene in Fidschi

Waren die Weichkorallen einmal komplett zusammengezogen, sorgten die vielen Fahnenbarsche sowie andere, farbige Riffbewohner wie dieser Pazifische Trompetenfisch für die nötigen Farbtupfer:

Pazifischer Trompetenfisch in Fidschi

Haitauchgänge zwischen Pacific Harbour und der Beqa Island

Die Passage zwischen dem Küstenort Pacific Harbour auf der Hauptinsel Viti Levu und der Insel Beqa wurde in den letzten Jahren für spektakuläre Tauchgänge mit Haien bekannt. Das Konzept der gefütterten Haitauchgänge wurde dabei über die Jahre etabliert und funktioniert im Grundsatz so, dass die Taucher sich am Fuss eines abfallenden Riffes auf ca. 20m Tiefe in einer Linie mit dem Rücken zum Riff positionieren. Vor ihnen liegt ein sandiger, leicht abfallender Boden hin zum offenen Meer und darauf stehen diverse Fässer mit Fischteilen wie etwa Thunfischköpfen, welche während den Tauchgängen von „Shark Feedern“ an die Haie verfüttert werden. Nebst den Shark Feedern sind ein paar Sicherheitstaucher mit dabei, deren einzige Aufgabe es ist, das Verhalten der Haie zu analysieren und diese im Zweifelsfall mit langen, stumpfen Stangen von den Shark Feedern, den Tauchern oder sich selber fern zu halten. Dies ist eine notwendige Sicherheitsvorkehrung, da man hier weder mit Käfigen noch Kettenhemden oder dergleichen taucht und es sich bei den Haien letztlich immer noch um wilde Raubtiere handelt, die zwar von Natur aus kein Interesse an Menschen haben, doch auch nicht immer zu 100% berechenbar sind, insbesondere nicht im Rahmen einer Fütterung. Zwischenfälle gibt es gem. Auskunft der Veranstalter zwar nie Nennenswerte aber wie immer beim Tauchen geht die Sicherheit vor.

Gefütterte Haitauchgänge sind immer kontrovers und sorgen für Diskussionsstoff. Der Mensch greift dadurch zum Einen in die Natur ein, zum Anderen wird so aber ganz vielen Menschen aufgezeigt, wie sich die Tiere gegenüber Menschen verhalten und dass sie in keiner Art und Weise an ihnen als Futter interessiert sind. Die meisten Taucher, die einmal einen solchen Tauchgang erlebt haben, werden dadurch zu Botschaftern für Haie und werden wenn immer möglich versuchen, das Image der Haie zu korrigieren. Denn das schlechte Image, unter welchem die Haie seit Steven Spielberg’s „JAWS“ (Der weisse Hai) leiden, ist mitunter dafür verantwortlich, dass sich der Grossteil der Menschheit nicht daran stört, dass jährlich geschätzte 100 Millionen Haie getötet werden. Haie sind nicht die blutrünstigen Menschenfresser, wie sie durch die entsprechenden Filme oder etwaige Medienberichte dargestellt wurden und teils noch immer werden. Gemessen an der Anzahl Menschen, die sich in die Meere begibt, gibt es mit insgesamt 80 jährlichen Zwischenfällen, wovon 8-10 tödlich enden nur sehr wenige Zwischenfälle. Die untenstehende Infografik von statista.com zeigt, welche Tiere pro Jahr für die meisten menschlichen Todesfälle verantwortlich sind, angeführt von Stechmücken, gefolgt vom Menschen selber:

Die gefährlichsten Tiere sowie ihre verursachten Todesfälle pro Jahr

Prozentual gesehen stellen Haie somit überhaupt keine Gefahr für Menschen dar. Dennoch stehen sie nicht ausreichend unter Schutz und werden in gigantischen Massen für sinnlose Produkte wie Haifischflossensuppen oder potenzsteigernde Pillen (ohne medizinischen Hintergrund) abgeschlachtet. Dies macht ca. 60-70% der getöteten Haie aus, der Rest der Haie endet zum Grossteil als Beifang der Grossfischereien, die auf andere Arten wie Thunfische u.ä. aus sind. Dabei hätten die Haie an der Spitze der Nahrungskette in den Meeren die wichtige Rolle zu erfüllen, das natürliche Gleichgewicht der verschiedenen Meeresbewohner aufrecht zu erhalten. Durch ihre Ausbeutung können die Haie diese Rolle immer weniger wahrnehmen, wodurch das natürliche Gleichgewicht in den Meeren verloren zu gehen droht. Viele Haiarten sind bereits stark gefährdet und es gibt Szenarien, nach denen es bereits in 50 Jahren keine Haie mehr in den Meeren geben wird. Noch ist es nicht zu spät, die Bewegung in der Abwärtsspirale zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen. Die kleinen und bescheidenen Beiträge, die jeder von uns ohne grossen Aufwand dazu beisteuern kann, sind der Verzicht auf Meeresprodukte in unseren Breitengraden (eine tiefere Nachfrage führt zu einer tieferen Produktion, was wiederum weniger Beifang bedeutet), sowie ein bewussterer Umgang mit Plastikprodukten. Trinkhalme, Einkaufstüten, Plastiksäckchen für Früchte und Gemüse sowie Trinkflaschen sind einige Beispiele von Plastikprodukten, die sehr oft im Meer landen. In der Schweiz haben wir ein super Entsorgungssystem mit High-Tech Verbrennungsanlagen. Sprich hier muss man sich zwar nicht ganz so viele Gedanken machen, doch gibt es sehr viele Länder, in denen die Entsorgung noch über Mülldeponien läuft und von dort aus ist der Weg ins Meer für den ganzen Plastikmüll gewissermassen bereits vorgebahnt. Und wieso soll man in der Thematik überhaupt unterscheiden, denn es geht ganz gut auch ohne Plastik, egal ob in Zürich, Honolulu oder Sydney.

Doch nun zum eigentlichen Thema, den Haien zwischen Pacific Harbour und der Insel Beqa. Eigentlich hatte ich erwartet, hier einen Haufen Bullenhaie zu sehen aber sonst nicht viele andere Arten. Während den Vorbereitungen zu den Tauchgängen wurde dann aber schnell klar, dass die Bullenhaie, Ammenhaie, Zitronenhaie, Silberspitzenhaie sowie Weiss- und Schwarzspitzen-Riffhaie, die es hier teils zu sehen geben soll, alles nur Nebendarsteller sind. Denn die Arena gehört den Tigerhaien, von welchen man pro Tauchgang i.d.R. von einem bis zu fünf Stück sehen kann. Und so war es tatsächlich auch bei den beiden Tauchgängen. Da waren beim ersten fünf und beim zweiten drei Tigerhaie. Immer wenn die Tigerhaie in der Nähe waren, hielten sich die andere Haie zurück. Denn die Hierarchie ist bei Haien von zentraler Bedeutung und Tigerhaie stehen so ziemlich zu oberst, solange keine „Grossen Weissen“ auftauchen, was in tropischen Gewässern wie in Fidschi doch höchst unwahrscheinlich ist. Die Tigerhaie waren alle zwischen 3 und 5m lang und teils mehr als nur eindrücklich. Sie drehten ihre Runden und kamen immer wieder sehr nahe an die Shark Feeder sowie die Taucher heran. Teils bis auf wenige cm, sodass man sie sogar berühren konnte, obwohl es beim Briefing geheissen hatte, man soll dies nicht tun. Es gibt wohl einfach Situationen, da können sich gewisse Menschen nicht zurück halten und wenn die Feeder es auch machen, wird es umso schwieriger, das Gepredigte auch durchzusetzen. Jedenfalls sind mir während der beiden Tauchgänge gute Aufnahmen gelungen, während meine Freundin ein paar unglaubliche Aufnahmen auf ihrer GoPro machen konnte:

Tigerhai und Taucher

Tigerhai

Tigerhai und Taucher

Tigerhai

Ein Wahnsinnserlebnis und hoffentlich nicht das letzte Mal, das ich dies erleben durfte! 🐯🦈😍

Und nun noch zum Pflicht-Krustentier dieser Destination:
Die Peitschenkorallen-Garnele (engl. Dragon Shrimp)

Die Peitschenkorallen-Garnele hat viele Gemeinsamkeiten mit der in meinem Tonga-Beitrag vorgestellten Drahtkorallengarnele, allerdings fehlen ihr die langen, mit Zangen ausgestatteten Vorderarme, dafür trägt sie aber ein paar ausgeprägte Buckel entlang ihres Rückens. Ein Winzling von max. 2cm Länge, sehr schwierig zu finden aber umso spannender zu beobachten:

Peitschenkorallen-Garnele

Fidschi über Wasser, ein vielseitiges Paradies

Die Schätze, welche Fidschi über Wasser zu bieten hat, sind mindestens so prunkvoll, wie diejenigen unter Wasser. Denn das Land bietet so ziemlich alles von der kleinen, von Kokospalmen gesäumten Sandinsel hin bis zur grossen und hügeligen Insel vulkanischen Ursprungs mit Urwald. Besonders bemerkenswert ist dabei die Vegetation. Ich habe insgesamt zwar nur einen kleinen Teil von Fidschi gesehen, die „Garteninsel“ Taveuni war bezüglich Vegetation jedoch unglaublich und wohl der grünste und feuchteste Fleck der Erde, den ich je betreten habe. Hier der Blick runter zum Meer von einem Aussichtspunkt auf dem Weg zu ein paar Wasserfällen:

Nicht ganz klar sind anhand dieser Aufnahme die Grössenverhältnisse. An den Hängen rechts und links sieht man jeweils höhere Pflanzen bzw. palmartige Bäume. Man würde es nicht vermuten, doch diese sind 10-20m hoch. Davon lassen sich wiederum die Höhen aller anderen Pflanzen erahnen. Auf fast dem ganzen Land gibt es eine mehrere Meter hohe Schicht an grünem, feuchtem und dichtem Gewächs. Nicht genau hier aber ganz in der Nähe und auf der gleichen Seite der Insel wurden einige Teile des Films „Rückkehr zur blauen Lagune“ gedreht. Generell ist Fidschi ein beliebtes Hollywood-Ziel. Es wurden hier zwar schon viel mehr Filme gedreht, doch der Vorzeigefall bleibt Cast Away, denn die Insel, auf der Tom Hanks im Film lange gehaust hat, existiert tatsächlich, ist Teil der Mamanuca Islands und heisst Monuriki. Es handelt sich um eine touristisch nicht erschlossene Insel, weshalb andere Inseln mit dem „Cast Away“ Label spielen und entsprechende Angebote vermarkten.

Die paradiesischen Sandstrände Fidschis präsentieren sich meistens mit weissem Sand, Palmen ohne Ende und einem Meer, das dank der verschiedenen Wassertiefen alle Farbtöne bietet 🏝😎