Auf der Suche nach Südafrika’s besten Tauchplätzen bin ich auch auf die Sodwana Bay gestossen. Eine Bucht im iSimangaliso Wetland Park, knapp 400km nördlich von Durban und nahe an der Grenze zu Mosambik. Bekannt ist das Gebiet u.a. auch, weil im Jahr 2000 zum ersten Mal Quastenflosser auf ca. 100m Tiefe von Tiefseetauchern gesichtet und dokumentiert wurden. Zuvor gab es nur Berichte von U-Boot Expeditionen aus grösseren Tiefen. Das ca. 40km lange Küstengebiet des iSimangaliso Wetland Parks ist eine Marine Protected Area (MPA) und dank diesem Umstand können sich hier viele Tierarten sehr gut entwickeln und vermehren. So soll es hier 1200 verschiedene Fischarten sowie gegen 100 verschiedene Arten von Hart- und Weichkorallen geben. Für alle pelagischen Tiere bietet das Gebiet auf ihren Wanderungen zumindest einen temporären Schutz vor den Gefahren der offenen Meere, insbesondere den Grossfischereien und deren erbarmungslosen Methoden. Die Sodwana Bay ist das einzige Gebiet in Südafrika, in welchem Taucher und Schnorchler klassische, tropische Korallenriffe in all ihrer Schönheit und mit all ihren typischen Riffbewohnern bestaunen können. Dieses Umstands aber auch des Rufes wegen, den die Sodwana Bay vor allem unter südafrikanischen Tauchern geniesst, bin ich für eine Woche in dieses Naturschutzgebiet gereist und habe mir die Gegend unter aber auch über Wasser angeschaut.

Tauchen und schnorcheln mit Riffmantas

Sichtungen von Grosstieren in der Sodwana Bay sind sehr saisonal geprägt. Zur richtigen Zeit und mit etwas Glück sieht man hier Buckelwale, Südkaper (eine sogar noch grössere Walart als die Buckelwale), Walhaie, Grosse Weisse Haie, Hammerhaie, Lederschildkröten und vieles mehr. Zwar war während meines Besuchs keiner der Genannten zu Gegend, zu sehen gab’s aber dennoch mehr als genug. So hatten wir bei mehreren Tauchgängen Riffmantas, die vorbeizogen. Fast alle Tauchplätze in der Sodwana Bay haben einen sandigen Untergrund, was dafür sorgt, dass bei bewegter See viel Sand durch das grundnahe Wasser wirbelt. Dies wiederum verunmöglicht anständige Fotos. Umso besser also, wenn man das Glück hat, die Tiere nicht nur am Grund, sondern auch etwas weiter oben oder gar an der Wasseroberfläche zu sehen. Gleich an mehreren Tagen hatten wir das Glück, auf dem Weg zum Tauchplatz oder auf dem Rückweg zur Basis zu den an der Oberfläche fressenden Riffmantas rein springen zu können. Dabei gelangen mir ein paar schöne Aufnahmen:

Riffmanta

Riffmanta

Riffmanta

Riffmantas

Sodwana Bay, ein Paradies für Muränen und Garnelen

Wer nicht nur Grosstiere sehen will, kommt in der Sodwana Bay ebenfalls auf seine Kosten. Wie oben erwähnt, waren die Bedingungen an den Riffen für gute Fotos nicht ideal. Daher ist meine Ausbeute eher gering, gesehen habe ich allerdings nebst sehr viel anderem Riffleben viele verschiedene Arten von Muränen und Garnelen. Oft auch als Kombination von tanzenden Putzergarnelen auf den und um die Muränen rum. Für mich war das ein Riesenspass, denn ich bin ein grosser Fan von Garnelen. Ihr Körperbau, ihre Verhaltensweisen, ihre Musterungen und Farben, ihre immerwährende Emsigkeit und als Fotograf auch die Schwierigkeit, diese meist kleinen und sich ständig bewegenden Tiere gut zu erwischen, faszinieren mich. Trotz mässiger Bedingungen konnte ich ein paar anständige Aufnahmen machen:

Harlekingarnelen
Eine meiner Lieblingsarten. Nicht nur bezogen auf Garnelen, sondern ganz allgemein auf alle Meeresbewohner. Alleine ihr Aussehen ist schon der Hammer, was aber mindestens genau so faszinierend ist, ist ihr Verhalten wenn es um ihre Ernährung geht: Harlekingarnelen ernähren sich ausschliesslich von Seesternen. Sie sind spezialisiert darauf, Seesterne auf den Rücken zu kehren, damit sich diese nicht mehr bewegen können und um dann von der Unterseite her die Füsse sowie das weiche, innere Gewebe zu verzehren. Nicht selten kommt es sogar vor, dass sie zu zweit einen Seestern zunächst umkehren und betäuben, ihn dann zurück in ihre Höhle schleppen und ihn dann dort über Wochen am Leben erhalten, um ihn bei lebendigem Leibe zu verspeisen. Sie gehen dabei sehr gezielt vor und essen jeweils nur immer von einem Arm, ohne den Seestern lebensbedrohlich zu verletzen. Sobald ein Arm zu stark verletzt ist, wirft ihn der Seestern ab und lässt einen Neuen nachwachsen. Wenn die Garnelen sich rund um den ganzen Seestern gefressen haben, können sie wieder beim ersten Arm beginnen, der bis dahin nachgewachsen sein wird. Das ganze Spiel dauert so lange, bis der Seestern schliesslich keine Kraft mehr hat, aufgibt und stirbt, was offenbar mehrere Wochen sein können.
Harlekingarnelen sind mit bis zu 5cm verhältnismässig gross, sind territorial und verbringen jeweils ihr ganzes Leben als Paar.

Harlekingarnelen

Netzmuräne mit Durban Tanzgarnelen
Die Netzmuräne ist nach der Drachenmuräne eine der schönsten Muränenarten und eine in der Sodwana Bay sehr häufig anzutreffende Art. Ich habe nicht gezählt, werde in dieser Woche insgesamt aber um die 20 Stück gesehen haben. In diesem Fall hier war die Muräne in einer Höhle versteckt, welche von einer Gruppe Durban Tanzgarnelen bewohnt wird und liess sich gerade putzen. Durban Tanzgarnelen sind wie ihr Name schon sagt in der weiteren Umgebung von Durban heimisch und leben jeweils in grösseren Gruppen in gut geschützten Höhlen, Spalten und Überhängen. Nahe Verwandte der Durban Tanzgarnelen kann man in fast allen tropischen Gewässern antreffen.

Netzmuräne mit Durban Tanzgarnelen

Perlenmuräne oder Weissmaul-Muräne
Auch die Perlenmuräne ist mit ihrem weissen Maul und den charakteristischen, weissen Tupfern auf ihrem dunkelbraunen Körper eine sehr schön anzusehende Muränenart.
Die Kiemen der Muränen befinden sich jeweils ganz hinten im Maul und um genügend Wasser durch die Kiemen zu pumpen, öffnen und schliessen Muränen ununterbrochen ihr Maul. Das sieht zwar bedrohlich aus, ist es aber nicht. Nichtsdestotrotz sollte man einen gewissen Sicherheitsabstand zwischen sich und Muränen wahren, da sie sonst, wie das nächste Beispiel zeigen wird, als Abwehrreflex zubeissen können.

Perlenmuräne

Bandit-Muräne, die aggressivste aller Muränen
Die Bandit-Muräne (englisch Black-Cheeked Moray, Bandit Moray oder Masked Moray) ist mit einer Körperlänge von max. 1m eine eher kleine Muränenart. Es handelt sich um eine weit verbreitete Art, die ich schon an ganz unterschiedlichen Ecken der Welt angetroffen habe, wobei die meisten wesentlich kleiner als 1m waren. Ihr Ruf ist nicht besonders gut, denn sie gelten als äusserst angriffig und bissig, sobald in ihre Zone eingedrungen wird. Was dies genau heisst, konnte ich am eigenen Leib erfahren, als ich meine Hand in eine Spalte hielt, in welcher ein Paar Indopazifische Weißband-Putzergarnelen hausten, um mir eine kleine Maniküre verpassen zu lassen (diese Garnelenart ist dafür bekannt, Tauchern auf die Hände oder gar in den Mund zu springen und ihnen eine Reinigung zu verpassen, wenn man sich ihnen ruhig genug nähert). Was ich in dem Moment nicht sah, war dass ein kleiner Nebengang zur Spalte führte und in ebendiesem eine Bandit-Muräne sass. Kaum war meine Hand in der Spalte drin, schoss die Muräne raus und biss mir frontal in den Ringfinger, sodass ihre scharfen Zähne auf beiden Seiten schön in meine Fingerbeere schnitten. Der Kopf bzw. das Maul der Muräne hatte ziemlich genau die Breite meines Fingers, das Ganze passte also hervorragend zusammen. Ich erschrak ordentlich und riss meine Hand reflexartig weg. Zum Glück liess die Muräne sofort los, sonst hätte es übler werden können. Da dies jedenfalls ganz am Anfang des Tauchgangs geschah und Muränen bei Bissen eine Substanz hinterlassen, welche die Blutgerinnung hemmt, blutete mein Finger während des gesamten Tauchgangs. Zurück an der Oberfläche war die Bisswunde dann vom Salzwasser gut ausgespült und die Blutung stoppte. Das Ganze soll mir eine Lehre sein! 😂🙈

Endlose, von Sanddünen gesäumte Strände

Entlang des gesamten iSimangaliso Wetland Parks trennen bewaldete Sanddünen den meist menschenleeren Strand vom Landesinnern ab. Die Strände sind im Schnitt 50-100m tief und die Dünen ähnlich hoch. Wegen der Dünen sind die Strände nach oben hin hügelig, was sehr schön anzusehen ist und Erkundungstouren zu Fuss spannend macht. Ich habe von den insgesamt 40km nur ein paar km zu Fuss abgeklappert, muss von diesen aber sagen, dass ich zuvor noch nie solch endlos scheinende, ruhige und zugleich wilde Strände gesehen habe. Atemberaubend und in jeglicher Hinsicht sehenswert:

iSimangaliso Wetland Park
iSimangaliso Wetland Park